Eine Wissenschaft für sich stellt die Kommunikation mittels Flaggen dar, wie sie in der Seeschifffahrt bis auf den heutigen Tag gebräuchlich ist. Wir fassen hier die wichtigsten Fakten für Sie zusammen.
Flaggenalphabet – Was ist das?
Durch das Flaggenalphabet können durch optische Signale (Signalflaggen) Nachrichten zwischen Schiffen ausgetauscht werden. Es geht auf das System des englischen Marineoffiziers Frederick Marryat zurück, der ursprünglich ein Flaggensystem zur Erkennung und Signalisierung von Handelsschiffen entwickelt hatte. Aus seinem Signalcode entwickelte sich der sogenannte Universal Code of Signals for the Mercantile Marine of All Nations (Universalcode der Signale für die Handelsmarine aller Nationen), der bis circa 1890 in Gebrauch war. 1855 entwarf das British Board of Trade ein anderes Flaggenalphabet, welches in gestraffter und oft überarbeiteter Form bis auf den heutigen Tag in vielen Nationen gebräuchlich ist. Neben dem Flaggenalphabet für den Handel gab und gibt es auch Flaggensignal-Codes, die speziell für die Kriegsmarine entwickelt wurden.
Heutzutage wird den Signalflaggen und Wimpeln insbesondere bei Regatten und Wettbewerben im Segelsport eine große Bedeutung zuteil. Damit werden spezifische Mitteilungen kommuniziert oder ein Segelboot gekennzeichnet. Oftmals werden mehrere Signalflaggen gleichzeitig eingesetzt, wodurch eine Kombination von Signalen an die Umgebung und die Regattaleitung übermittelt wird.
Die Schiffsbeflaggung
Es wäre fatal anzunehmen, dass ein Schiff nur über eine einzige Flagge verfügt. In der Tat ist die Beflaggung, vornehmlich bei Handelsschiffen, überaus komplex. Das folgende Bild zeigt die unterschiedlichen Flaggen sowie ihre üblichen Positionen auf einem Handelsschiff.
Beflaggung eines Handelsschiffes
Handelsflaggen ähneln oft der Nationalflagge des Landes, in dem das jeweilige Schiff registriert ist. Wie der Name schon suggeriert, können nur Handelsschiffe eine solche Flagge führen. Da Handelsschiffe oft Privatpersonen oder Unternehmen gehören, darf hier aber meistens keine Nationalflagge im eigentlichen Sinne geführt werden. Daraus resultiert die Ähnlichkeit der Handelsflaggen mit den Landesflaggen.
Reederei-Flaggen zeigen an, zu welcher Reederei das jeweilige Schiff gehört. Zollflaggen signalisieren, ob und wann ein Schiff zollrechtlich abgefertigt worden ist.
Die Flagge des Bestimmungslandes führt einen selbsterklärenden Namen; aus ihr erschließt sich das Land, in dem sich der Zielhafen des Schiffes befindet. Das Unterscheidungssignal besteht aus vier Signalflaggen des internationalen Signalflaggenalphabets. Sie stellen das funktelegrafische Rufzeichen des Schiffes dar.
Bei der Postflagge (die nur anzeigt, ob sich Post an Bord befindet) handelt es sich um eine antiquierte Form der Flagge. Da Post heutzutage meistens auf dem Luftweg transportiert wird, begegnet man dieser Flaggenart eher selten. Die Signalflaggen dienen dem oben bereits erwähnten Austausch von Informationen, auf die wir später noch genauer eingehen werden. Als Gastlandflagge wird entweder die National- oder Handelsflagge des Landes gesetzt, in dessen Häfen das Schiff einläuft (Handelsschiffe setzten die Handelsflagge, während Schiffe von Privatpersonen die Nationalflagge hissen). Die Flagge des Heimathafens, auch Gösch genannt, kann mit der Handelsflagge identisch sein; auch spezielle Gestaltungen sind möglich. Sie wird gesetzt, wenn das Schiff in einem Hafen anlegt.
Botschaften mit Signalflaggen übermitteln
Das internationale Flaggenalphabet besteht aus 26 Flaggen (eine für jeden Buchstaben) sowie 10 weiteren Wimpeln (für die Zahlen 0-9) und acht „Sonderflaggen“ (wie zum Beispiel dem „Signalbuch- und Antwortwimpel). Unten finden Sie die Buchstaben-Signalfahnen und ihre weiteren Bedeutungen in der Grafik aufgelistet.
Entgegen der Assoziation, den das Wort „Flaggenalphabet“ zunächst hervorruft, ist das komplette Buchstabieren einzelner Wörter mittels Signalflaggen nicht üblich. In Ausnahmefällen wird zunächst ein „Ich beginne zu buchstabieren“-Signal gesetzt, bevor beispielsweise ein Eigenname eines Besatzungsmitglieds durch Signalflaggen buchstabiert wird. Beendet wird diese Nachrichtenübermittlung durch ein „Ich habe buchstabiert“ – Signal. Üblicher jedoch ist die Verwendung einzelner Signalflaggen, deren Bedeutung im internationalen (oder jeweils gültigen) Flaggencode festgelegt ist. Dies sind Phrasen wie zum Beispiel „Ich ändere meinen Kurs nach Backbord“, „Ich brauche Hilfe“, „Mann über Bord“ etc.
Einen vollständigen Satz an Signalflaggen wird „Stell“ genannt. Kombinationen von Signalflaggen sind ebenfalls möglich, um spezielle Botschaften zu übermitteln. In solchen Fällen werden die Flaggen nicht hintereinander, sondern untereinander gesetzt und von oben nach unten „gelesen“. Diese Verwendung geht auf spezielle Codierungstechniken der Kriegsmarine zurück, da diese Art der Kommunikation sich nicht abhören oder anpeilen ließ.
Ein Unterschied zwischen einer Flagge und einem Wimpel besteht in ihrer Form und Verwendung. Eine Flagge ist rechteckig, repräsentiert nationale Identitäten und wird bei offiziellen Anlässen gehisst, während ein Wimpel dreieckig ist, für dekorative Zwecke verwendet wird und eine individuelle symbolische Bedeutung im Zusammenhang mit Vereinen oder Organisationen hat.
Wimpel und Stander
Innerhalb der Vexillologie bezieht sich der Begriff “Hilfsstander” auf eine spezielle Art von Flagge. Stander werden auf Schiffen verwendet, um bestimmte Informationen zu signalisieren oder zu kommunizieren. Hilfsstander sind in der Regel kleinere Flaggen, die neben der Hauptflagge (auch Hauptstander genannt) gehisst werden und spezielle Bedeutungen haben können. Sie können beispielsweise den Rang des Offiziers an Bord anzeigen, besondere Manöver oder Zustände signalisieren oder zur Kennzeichnung von besonderen Anlässen oder Ereignissen dienen.
Neben den 26 Buchstabenflaggen gibt es weitere zehn Zahlenwimpel, einen Signalwimpel und vier Hilfsstander. Die Zahlen können dabei auch via Sprechfunk übermittelt werden:
- Nadazero
- Unaone
- Bissotwo
- Terrathre
- Kartefour
- Pantafive
- Soxisix
- Sette-seven
- Oktaeight
- Novenine
Der Signalbuch- und Antwortwimpel erlaubt weitere Möglichkeiten der Variation innerhalb der Kommunikation möglich. Die Hilfsstander geben an, welches Zeichen wiederholt werden soll.
Der dritte Hilfsstander (third substitute) ist in Deutschland als Zollstander vorgeschrieben. Diese spezielle Flagge zeigt an, dass das Schiff zollpflichtige Waren an Bord hat oder sich in einem Zollprozess befindet. Der Zollstander signalisiert den Zollbehörden, dass das Schiff kontrolliert werden muss. Diese Flagge ist besonders in internationalen Gewässern und Häfen wichtig, um sicherzustellen, dass alle zollrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Der Zollstander ist somit ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen Schiffen und Zollbehörden, um den reibungslosen Ablauf von Zollkontrollen und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen zu gewährleisten. Ähnlich wie die roten und grünen Trassen am Flughafen.
Botschaften mit Schallsignalen übermitteln
Alle Flaggen besitzen eine Entsprechung innerhalb des Sprechfunks und können zudem mittels Morsecode übertragen werden. In den Kollisionsverhütungsregeln und der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung1 existieren darüber hinaus Schallsignale, die den Morsezeichen entsprechen, aber eine andere Bedeutung haben als die jeweiligen Einzelflaggensignale. Daher werden einige Symbole dazu verwendet, ob der Morsecode als Schallsignal mit dem Einfaltensignal übereinstimmt.
- Seeschiffahrtsstraßen-Ordnung (SeeSchStrO) ↩︎